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Pierre Freimüller, Geschäftsleiter appunto communications, Zürich

Gedanken zu den Folgen aus den Anschlägen des 11. 9. 2001

Die Konsequenzen ziehen!

Und doch: Auch wenn Krisensituationen nach schnellen Schlüssen rufen, sind Kurzschlüsse nicht die besten. Die Litanei der stetig wiederholten Horrorbilder darf das Denken nicht ausschalten. So nachfühlbar der Schrei nach «infinite justice», so unreif ist er.

Kurzschluss 1: Der Mensch hat sich eine Welt geschaffen, für die er nicht geschaffen war, sagte einmal ein Wissenschafter. Wir haben uns mit technischen Errungenschaften die Welt untertan gemacht. Allein, dabei vergassen wir, dass es neben uns die «Andern», gibt, welche nicht am Lebensstil teilhaben, den die Twin Towers symbolisierten. Das wurde mir nie so bewusst, wie als ich in China die auf Chinesisch synchronisierte TV-Serie «Baywatch» sah. Wenn Hollywood zur Maximierung der Verwertungserträge «Silikon-Pam» der Dritten Welt andreht, übersieht es – naiv oder zynisch –, dass es andern Menschen ein Bild von USA vermittelt, welches diese als Faust ins Gesicht empfinden müssen. Es sei denn, es wolle diese Menschen auf den «American dream» bringen, ihrerseits gelegentlich einen Teil des «silicon way of life» für sich zu beanspruchen.

Kurzschluss 2: Vielen entgeht, dass jede Technik – je komplexer, desto mehr – unzertrennlich immer auch die Möglichkeit ihrer Sabotage in sich birgt. Handle es sich um Eisenbahnbrücken im Zweiten Weltkrieg, Flugzeuge, Computer oder Atomkraftwerke Der schärfste Schutz kann dies nie ganz verhindern. Er darf es nicht, denn in den Händen eines Diktators könnte Technik sonst zur perfekten Waffe werden.

Auch wenn konsequentere Überwachung und Vorsicht zweifelsohne nötig sind: Vor einem Ereignis wie am 11. September 2001 in Manhattan oder am 27. September 2001 in Zug werden sie uns nicht verschonen können. Abgesehen davon, dass jede Schutzmassnahme bald einmal die Bürger verärgert, denen sie den Alltag erschwert.

Kurzschluss 3: Die Kriegsführung gegen Osama Bin Laden als vermuteten «Kopf» des Terrors. Eine solche Rechnung kann nie aufgehen. Wird der Kopf abgeschlagen, wachsen der Hydra gleich mehrere nach. Und die Bewegung hat einen Märtyrer, der sie stärkt. Wird der Bösewicht gefangen genommen, sind unzählige Anschläge, um ihn freizupressen, vorprogrammiert.

So hilflos einen die Feststellung machen mag: Es gibt keine kurzfristige Massnahme zur Verhinderung des Schreckens. Was dann?

Selbstmordattentäter rekrutiert man nicht unter satten Bäuchen und glücklichen Gemütern. Ich höre den Einwand, Mohammed Atta und seine Komplizen seien «white collars», gewesen. Schon wieder ein Kurzschluss. Denn ohne den Nährboden von Massen verzweifelter Menschen, die nichts zu verlieren haben als ihren Hass, können auch die Perfektionisten des Horrors nicht existieren. Ihr moralischer Antrieb sind jene, die seit Jahrzehnten um ihre Rechte betteln und schreien. Jene 100 Millionen Menschen zum Beispiel, die pro Jahr direkt oder indirekt an Hunger sterben – allein alle sieben Minuten ein Kind. Jene Zehntausende, die in Kriegen oder Bürgerkriegen, in Asien oder Afrika, vernichtet wurden und werden, ohne dass die Kameras von CNN innerhalb von einer Viertelstunde auf ihr Drama gerichtet sind.

Das Thema «Ethik und Geschäft» erhält vor dem Hintergrund des 11. Septembers 2001 eine besondere Brisanz. Wollen wir effektiv etwas gegen den Terrorismus unternehmen, so führt der einzig wirksame Weg über die gerechtere Verteilung der Ressourcen dieser Erde. Alles andere ist Augenwischerei.

     

appunto communications, Hadlaubstrasse 80, CH-8006 Zürich, Schweiz, Tel. +41 44 363 03 03