Mitunter
werden Medienleute zusammengetrommelt, ohne dass klar ist, welche weltbewegende
Neuigkeit vermittelt werden soll. Und ebenso häufig drücken
sich Unternehmen oder Behörden um eine Medienorientierung in einer
kritischen Situation, dann, wenn eigentlich Klärungsbedarf vorhanden
wäre. Andersherum wäre besser.
«Zwei von drei
Medienkonferenzen könnte man sich ersparen», klagt
mir gegenüber eine frühere Journalistenkollegin. «Und
wenn es dringend eine braucht, dann kneift ihr PR-Heinis.»
Unternehmen anderseits bedauern die spärliche Journalisten-Präsenz
an ihren Anlässen. In der Tat ist es für Laien nicht
immer einfach herauszufinden, welches Mittel im Umgang mit Medien
je nach Fall das geeignete ist.
Der Wurm
muss dem Fisch schmecken …
Betrachten wir zunächst die Bedürfnisse der Journalisten.
Wir sind übermediatisiert und erleben deshalb einen scharfen
Verdrängungswettbewerb unter den Medien. Redaktionen brauchen
attraktive Stories, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu wecken
und ihr Medium zu verkaufen. Beim Entscheid, ob und wie gross
eine Story «gefahren» wird, kommt diesem «news
value» eine überragende Bedeutung zu. Ebenso deshalb
beim Entscheid, ob eine Redaktion einen Mitarbeiter an eine
Medienkonferenz entsenden kann oder sich mit der Agenturmeldung
begnügt. Medien stehen zudem ja auch unter starkem Spardruck.
… nicht dem Angler
Das Unternehmen seinerseits will seine Botschaft möglichst
wirksam unter die Leute bringen. Oder gerade das Gegenteil:
Unangenehmes unter dem Deckel behalten. Deshalb geistert da
und dort noch die Illusion herum, mit einer Medienkonferenz
verhelfe man einem Thema zu mehr Bedeutung. Indem man eine Maus
zu einem Medienkonferenz-Elefanten aufbläst, irritiert
man aber höchstens die Journalisten und macht sich unglaubwürdig.
Und indem man sich aus falscher Scham in kritischen Situationen
zu verstecken versucht, lässt man Gerüchtewellen freien
Lauf.
Bevor man zu einer Medienkonferenz einlädt, ist man gut
beraten, sich zu überlegen, dass eine solche ein relativ
teures Instrument ist: Alles ehrlich zu Vollkosten zusammengerechnet
(inklusive den eigenen Stundenaufwand), läppert sich schnell
einmal ein mittlerer fünfstelliger Betrag zusammen. Auch
für die Redaktionen fällt ein beträchtlicher
Zeitaufwand für die Anreise und das Absitzen der Konferenz
an.
Gute Gründe für eine Medienkonferenz
Als Entscheidungskriterien, die für eine Medienkonferenz
sprechen, können wir festhalten:
1. Unsere Botschaft ist komplex und hat viele Facetten, die
sich nicht auf einer Pressemitteilung von 1 – 2 Seiten
erklären lassen. Dieser Aspekt – meist als Erklärungsbedarf
zu bezeichnen – trifft in Krisensituationen häufig
zu.
2. Das erwartete Medieninteresse ist hoch. Aus reiner Arbeitsökonomie
können wir nicht hundert Journalisten einzeln die gleichen
zehn Fragen beantworten.
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3. Wir können das
Charisma und die Überzeugungskraft unserer Verantwortlichen
im Kontakt mit den Medien wirken lassen. Dies wäre mit
einer Pressemitteilung nicht möglich.
4. Wir sind gewillt und in der Lage, auch harte und kritische
Fragen zu beantworten.
5. Wir wollen das Thema allen Medien ohne Einschränkung
zugänglich machen. Medienkonferenzen mit «selektiver»
Einladung würden einem Feinde verschaffen und somit mehr
schaden als nützen.
6. Wir haben Zeit, die Medienkonferenz sorgfältig vorzubereiten.
7. Die erforderlichen Verantwortlichen sind abkömmlich.
Sind diese Voraussetzungen gegeben, können wir loslegen.
Wir sollten aber immer noch folgendes bedenken:
– Können wir überhaupt dicht halten, bis die
Medienkonferenz stattfindet? Oder riskiert die Information vorher
durch ein Leck bekannt zu werden? Mit anderen Worten: Wenn «ja»
zu einer Medienkonferenz, nicht zu lange zögern, sondern
schnell handeln.
– Machen wir die Story unter Umständen kaputt, indem
wir sie allen Medien zu verkaufen versuchen? Ein spannendes
Projekt kann eine einzelne Journalistin zu einem ausführlichen
Bericht motivieren, solange sie das Thema alleine hat. Sobald
man es allen erzählt, verliert es seine Exklusivität
und wird damit für alle uninteressant.
Es gibt Alternativen
Falls eine Medienkonferenz nicht sinnvoll oder möglich
ist, kommen folgende Alternativen in Frage:
Telefonkonferenz:
spart Ihnen und den Journalisten Zeit und kostet weniger. Vor
allem für Journalisten geeignet, die man schon kennt, z.
B. die Wirtschaftsjournalisten.
Thema einem einzelnen
Reporter vorschlagen: gerade freie Journalisten suchen
Themen und verkaufen Ihres vielleicht gerne einer Redaktion.
Medienaperitif:
Dann zu empfehlen, wenn keine «heissen News» vorliegen
und eher Hintergründe erläutert werden sollen. Aber
Achtung: ein Medienaperitif muss ebenso sorgfältig vorbereitet
werden wie eine Medienkonferenz, damit nichts schief läuft,
denn Journalisten spitzen ihre Ohren rund um die Uhr.
Pressemitteilung:
Vielleicht tut’s auch eine simple Pressemitteilung.
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